Natürliche Geburt – gesunder Darm?

Seit dem 19. Jahrhundert weiß man, dass eine Darmflora existiert. Und man ahnte damals schon, dass die Mikroorganismen im Magen-Darm-Trakt wichtige physiologische Funktionen innehaben.

Heute weiß man, dass der Darm eines erwachsenen Menschen über eine Billiarde bakterieller Keime beheimatet – mehr als ein menschlicher Organismus an Zellen enthält. Aber wie sind sie dorthin gelangt?

Der Darm des Fötus ist – wie auch das Fruchtwasser – zunächst steril. Bei einer natürlichen Geburt kommt das Baby mit dem mütterlichen Vaginalsekret in Kontakt und nimmt dieses nicht nur über Mund und Nase auf, auch seine Haut wird vollständig damit “bimpft”. Gleichzeitig findet ein Erstkontakt mit analen Keimen der Mutter statt. So können natürlich geborene Kinder – im Gegensatz zu Kaiserschnittkindern – anhand ihrer Darmbesiedelung der Mutter zugeordnet werden.

Da die Magensäureproduktion erst durchstarten muss, passieren die aufgenommenen Milchsäurebakterien, Escherichia coli und Streptokokken unbeschadet den Magen und besiedeln den Darm. Später – nachdem diese Bakterien ein optimales Millieu vorbreitet haben – kommen weitere physiologische Keime dazu.

Wie ist das nun bei Kindern, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen?

Eine amerikanische Studie belegte bereits vor Jahren, dass bei Kindern, die per Kaiserschnitt geboren werden, die Erstbesiedelung eher zufällig erfolgt. Auf deren Haut und im Darm fanden sich andere Bakterien als bei der Mutter – darunter gefährliche Krankheitserreger. Auf diese Weise führt die bereits durch den Kaiserschnitt erfolgende Schwächung und Fehlbesiedelung des kindlichen Organismus eventuell zu einer später erhöhten Infektanfälligkeit, Häufung von Allergien sowie Übergewicht. Inzwischen vermutet man sogar einen Zusammenhang mit Diabetes, einem erhöhten Krebsrisiko, Morbus Parkinson und anderen Erkrankungen.

Und warum Stillen?
Wird das Baby von der Mutter gestillt, erhält es neben der so wichtigen Muttermilch auch noch Milchsäure produzierende Bakterien von der mütterlichen Haut. Die Milchsäure führt im Darm zu einer Ansäuerung und erschwert es krankmachenden Keimen, sich dort anzusiedeln.

Aber die Zahl der Kaiserschnitte wächst. Innerhalb der verganenen 20 Jahre hat sich die Anzahl der Kaiserschnittgeburten in Deutschland mehr als verdoppelt. Es steht also zu befürchten, dass auch die Zahl der durch die unnatürliche Darmflora bedingten Krankheiten weiter zunimmt.

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